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Medizinische Museumsmeile Wien – der Name ist Programm, Gesellschaft der Ärzte

Medizinische Museumsmeile Wien – der Name ist Programm

Wie viele medizinhistorische Museen gibt es in Wien? Diese Frage richtig zu beantworten, nämlich mit acht, dürfte nur wenigen Eingeweihten gelingen. Die Frage, wie viele medizinhistorische Sammlungsobjekte in Wien zu finden sind, weiß niemand. Es dürften mehr als hunderttausend, zum Teil äußerst wertvolle medizinische Geräte, Bücher, Bilder, Filme und vor allem Präparate sein. Manch ausländischer Besucher sucht eine dieser Sammlungen auf und ist erwartungsgemäß hingerissen, während unsereins im Allgemeinen achtlos in einer der vielen Straßenbahnlinien sitzend durch die Währinger oder Alser Straße an den grandiosen medizinhistorischen Stätten dieser Stadt vorbeifährt.

Offenbar in den neunziger Jahren entstand die Idee, diese Sammlungen zu einer „Museumsmeile“ zusammen zu fassen. Sie sollte auf den nachhaltigen Leistungen in den fünfziger bis achtziger Jahren vor allem am Institut für Geschichte der Medizin und im Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum aufbauen, namentlich genannt seien Prof. Erna Lesky und Prof. Karl Alfons Portele. Der Plan wurde zwar nie vergessen, aber auch nicht intensiv weiter verfolgt. Bis es zu Beginn des Jahres 2014 gelang, einige medizinhistorisch interessierte Personen dafür zu begeistern.

Und die Begeisterung ist groß. Denn über die Jahre hinweg wurde in vielen Bereichen profunde Arbeit geleistet: im Josephinum, den damit assoziierten Museen der Zahn- und Gerichtsmedizin, der Adolf-Lorenz- und der Sigmund-Freud-Ordination, den pharmazeutischen Einrichtungen der Universität Wien und des Drogistenmuseums sowie nicht zuletzt im Billrothhaus. Sammlungen wurden kuratiert, Bibliotheken katalogisiert, Präparate restauriert, spezielle Führungen angeboten usw.

Mit der Initiative „Medizinische Museumsmeile Wien“ sollen diese großartigen Bestände besser als bisher zugänglich gemacht und das spannende Wissen über die Entstehung und Entwicklung der Ersten und Zweiten Wiener Medizinischen Schulen vermittelt werden. Spannend, weil die Geburt der modernen klinischen Medizin damals nicht immer leicht war. So können wir „den Bezug von aktuellen Forschungsthemen und –erkenntnissen mit dem Brückenschlag zu vergangenen Erfolgen wesentlich besser vermitteln“, wie es W. Schütz, der Rektor der MedUni Wien, 2009 formulierte.

Diese wohl wichtigste Zielsetzung des Projekts kann deshalb gelingen, weil viele derzeitige Entwicklungen historischen Prozessen ähnlich, bei manchen möchte man fast meinen, ident sind. Zu lernen gäbe es einiges, vor allem aus kleinen und großen, sich auch einmal am Ende einer Entwicklungsphase aufsummierenden Fehlern, die zu tiefen Zäsuren im medizinischen Fortschritt führten.

Immer wieder wird die Prägung des Begriffs einer Dritten Wiener Medizinischen Schule gefordert, um die gegenwärtigen klinischen, wissenschaftlichen und didaktischen Leistungen darzustellen. Auch wenn der damit verbundene Paradigmenwechsel so noch nicht abgeschlossen ist, eine Neubewertung der traditionellen Wiener Medizin sollte in diese Überlegungen einfließen.

Am Mittwoch 22. Oktober 2014, 19.00 Uhr findet im Billrothhaus im Rahmen der Initiative „Medizinische Museumsmeile“ die Veranstaltung „Idee und Widerspruch – über die dialektische Auseinandersetzung in der Medizin des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“ statt.


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Univ.-Prof. Dr. Franz Kainberger

Text:
Univ.-Prof. Dr. Franz Kainberger
(Präsident der Gesellschaft der Ärzte)

Der Beitrag ist die persönliche Meinung des Autors!