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Gesellschaft der Ärzte in Wien, Billrothhaus, Gesellschaft der Ärzte

Fischer Isidor

Geb. am: 20.09.1868

Mitgliedschaftsnummer 202
Adresse (von Karteikarte) Biberstraße 15, 1010 Wien
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Stellung und Titel
(laut Karteikarte)
Privatdozent für Geschichte der Medizin, Spezialarzt für Geburtshilfe und Gynäkologie
Fachrichtung Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Funktion in der Gesellschaft der Ärzte Erster Bibliothekar (zwischen 1921 und 1938)
Eintrittsjahr 1896
Verfolgungsgrund aufgrund jüdischer Herkunft
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Biografie

Isidor Fischer war seit 1896 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Zwischen 1921 und 1938 hatte er die Funktion des „ersten Bibliothekars“ inne. Fischer wurde am 29. September 1868 in Wien geboren und studierte Medizin an der Universität Wien. Nach seinem Abschluss 1892 arbeitete er am Wiener Allgemeinen Krankenhaus unter Hermann Nothnagel (1841-1905) und Moriz Kaposi (1837-1902), Josef Weinlechner (1829-1906) und unter Rudolf Chrobak (1843-1910) in Wien und August Martin (1847-1933) in Berlin. Von 1897 bis 1921 war er Direktor der Ambulanz des Frauenkrankeninstituts Charité in Wien. 1921 trat er als Direktor zurück, um sich verstärkt der Geschichte der Medizin zu widmen. Fischers medizinhistorische Arbeiten weckten das Interesse von Max Neuburger (1868-1955), damals außerordentlicher und später ordentlicher Professor, der 1914 Fischers Habilitation in Medizingeschichte veranlasste. Seine „Geschichte der Geburtshilfe in Wien“ (1909) diente ihm als Habilitationsschrift. Nach seiner Habilitation konzentrierte Fischer seine Arbeit zunehmend auf die Geschichte der Medizin. Einige Jahre später kam es zu einem heftigen Zerwürfnis zwischen Fischer und Neuburger, was seine Bemühungen um eine akademische Karriere, die aufgrund seiner jüdischen Herkunft und des damals vorherrschenden Antisemitismus an der Wiener Fakultät ohnehin unwahrscheinlich war, stark behinderte. Da ihm eine Karriere verwehrt blieb, wurde Fischer als das „Stiefkind“ der Wiener Medizingeschichte bezeichnet. Nach dem Streit mit Neuburger verlagerte er den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Gesellschaft der Ärzte in Wien und übernahm innerhalb der Gesellschaft die Rolle des „ersten Bibliothekars“. Er war nicht nur für die Bibliothek, die damals die bedeutendste Bibliothek für medizinische Literatur in Wien war, verantwortlich, sondern auch für das Archiv der Gesellschaft. Einer seiner Verdienste um die Bibliothek war die Erstellung eines Zettelkatalogs für Monographien und Separata. Ihm ist es zu verdanken, dass das Archiv der Gesellschaft in den 1920er Jahren reorganisiert wurde. Fischer wurde von der Gesellschaft der Ärzte im Hinblick auf deren 100-jähriges Bestehen im Jahr 1937 beauftragt, eine Geschichte der Gesellschaft über diese 100 Jahre zu schreiben. Fischer recherchierte das im Archiv der Gesellschaft vorhandene Material und erstellte ein umfassendes Manuskript. Es wurde 1938 ohne Nennung eines Autors veröffentlicht, da man aufgrund seiner jüdischen Herkunft Komplikationen befürchtete. Der Präsident Eiselsberg dankte dem „ehrenamtlichen ersten Bibliothekar“ im Vorwort des Buches von Ende Februar 1938, ohne seinen Namen zu erwähnen. Die Praxis, jüdische Autoren und Verleger nicht mehr auf dem Titelblatt zu nennen, hatte der Springer-Verlag bereits im nationalsozialistischen Deutschland angewandt. Obwohl der Wiener Verlag bis zum „Anschluss“ nicht direkt von den Regelungen betroffen war, wurde es 1938 schwierig, ein Buch mit einem jüdischen Autor, das auch für das Deutsche Reich bestimmt war, im Springer-Verlag erscheinen zu lassen. Fischer gelang im Herbst 1938 die Flucht nach London, von wo aus er am 29. September 1938 seinen Austritt aus der Gesellschaft erklärte, deren Bibliothekar er viele Jahre lang gewesen war. Die Familie zog schließlich nach Bristol, wo er am 13. Jänner 1943 aufgrund eines Hodgkin-Lymphoms verstarb. Fischer hielt u.a. folgende Vorträge in der Gesellschaft der Ärzte in Wien: Über Semmelweiß (15.3.1918), Wiener Reminiszenzen eines dänischen Feldmedikus des 17. Jahrhunderts (29.4.1921), Zur Geschichte der medizinischen Abbildung (12.1.1923), Die blutende Mamma (8.2.1918). Anlässlich der 100-Jahr-Feier der Gesellschaft der Ärzte in Wien sprach er einen Festvortrag, welcher auf dem Manuskript seiner „Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien“ beruhte. Hinzu kommen zahlreiche medizinhistorische Veröffentlichungen in der Wiener Klinischen Wochenschrift. Text: Josef Hlade, Hermann Zeitlhofer

Quellen
Hermann Zeitlhofer, Isidor Fischer – Gynäkologe, Medizinhistoriker und Funktionär der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Wien, 2019; Josef Hlade, “My position is not an enviable one.” Max Neuburger (1868–1955) and the History of Medicine in Vienna during the Interwar Period, European Journal for the History of Medicine and Health (forthcoming).
https://www.billrothhaus.at/index.php?option=com_content&task=view&id=637&Itemid=1&func_com=1
Isidor Fischer
Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Wien: Springer
1938
S. 196
223.