Ernst Freund
15. Dezember 1863, Wien – 6. Juni 1946
Ernst Freund promovierte 1887 zum Dr. med. und wandte sich bald darauf
der medizinischen Chemie zu, die er unter anderem bei Ernst Ludwig erlernte. Bereits 1891 wurde Freund zum Vorstand des pathologisch-chemischen
Laboratoriums der Krankenanstalt Rudolfstiftung ernannt. Insbesondere
befasste er sich mit der Erforschung der Blutgerinnung, der Harnchemie,
der Darmfunktion sowie später der Krebserkrankungen. Ohne Habilitation
erlangte Freund 1914 den Titel eines außerordentlichen Professors. Trotz
seiner 1933 erfolgten Pensionierung setzte Ernst Freund seine Lehrtätigkeit und seine Forschungen an der I. medizinischen Universitätsklinik fort.
1938 übersiedelte jene Stiftung, die seine Forschungen finanziert hatte, nach
London. Freund, der nach der Widerrufung seiner Venia Legendi bereits absehen konnte, dass er in Wien keine wissenschaftliche Zukunft haben würde, ging ebenfalls nach London. Er blieb in der Emigration und kehrte nicht
nach Wien zurück.
Er hielt folgende Vorträge in der Gesellschaft der Ärzte in Wien: Über Ausscheidung von Phosphor bei fieberhaften Krankheiten (19.5.1893), Über die Undurchlässigkeit von
Membranen gegen Bakterien, wenn sie unter erhöhtem Turgor stehen (11.2.1898), Behandlung gangränöser Wunden mit künstlichem Magensaft (18.12.1914), Über native Harnsedimentfärbung (11.3.1927), Neue biochemische Form der Urinanalyse (15.11.1929),
Zur Kenntnis der Bindung von Rhodan an Serum-Eiweißfraktionen (10.1.1930),
Eine neue Methode der Gallensäurebestimmung (31.1.1930), Eine unbenützte
Art der Dialyse (24.10.1930), Zur Frage des Ammoniakgehalts des Blutes (7.11.1930) und Zur Kenntnis der an der Wassermannsehen Reaktion beteiligten
Unterfraktionen des Luesserums (15.4.1932), Über die Frage der stärkeren Jodverträglichkeit
bei Lues (22.11.1929), Über Eiterungsdisposition (3.7.1920), Karzinolytische organische Säuren (17.10.1919), Über die Radiumtherapie (Mitte Februar 1929), (mit R. Katz) über Disposition zur Sepsis (6.11.1931), Zur Wirkungsweise des Insulins als Vasokonstriktion der Lebergefäße (6.6.1923), Über die Regio sublingualis als Untersuchungsstelle für Arterien-, Venen- und Lymphgefäßsystem (28.10.1932), Über Polyneuritis infolge von Arsenvergütung (16.6.1933), Zur Pathogenese der Appendizitis (31.5.1929), Zur Erinnerung an Friedrich Wöhlers Harnstoffsynthese (15.6.1928).
Text Josef Hlade, nach Gedenkbuch Josephinum, Isidor Fischer