Josef Gerstmann
17. Juli 1887, Lemberg, Galizien – 23. März 1969, New York
Josef Gerstmann studierte an der medizinischen Fakultät und erwarb 1912
den Grad eines Dr. med. Anschließend arbeitete er bis Februar 1914 als Aspirant
bzw. Sekundararzt und Assistent an der II. medizinischen Universitätsklinik.
Während des Ersten Weltkriegs diente Gerstmann als Sanitätsoffizier
in einem Militärspital für Nerven- und Geisteskrankheiten an der italienischen
Front. Anschließend arbeitete er an der psychiatrisch-neurologischen
Klinik unter Julius Wagner-Jauregg. Er konnte sich 1921 habilitieren.
1929 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Im
folgenden Jahr wurde Gerstmann Leiter der Nervenheilanstalt „Maria-Theresien-
Schlössel“. Er arbeitete zu Fragen der Psychiatrie, der Neurologie
sowie der Hirnpathologie. Josef Gerstmanns Name ist durch das nach ihm
benannte Gerstmann-Syndrom sowie das Gerstmann-Sträussler-Scheinker-
Syndrom (gemeinsam mit Ernst Sträussler und Ilya M. Scheinker) bis
heute geläufig.
1938 verlor Josef Gerstmann seine Position an der Universität Wien und
wurde von seiner Stelle als Leiter der Nervenheilanstalt entlassen. Bereits
im März 1938 erhielt er zusammen mit seiner Ehefrau Martha ein Einreisevisum
für die USA. Über Großbritannien reisten die beiden nach New York.
Im Oktober 1939 begann Gerstmann unbezahlt an der New York Presbyterian
Hospital’s Vanderbilt Clinic zu arbeiten. Ende des Jahres erhielt er seine
Zulassung als Arzt und arbeitete in den folgenden Jahren am Springfield/
Ohio State Hospital, am St. Elisabeth’s Mental Hospital in Washington, D.C.,
am New York Neurological Institute sowie am dortigen Post Graduate Hospital.
Am 1. September 1943 erhielt er die US-Staatsbürgerschaft.
Die 1942 erfolgte Aberkennung seines Doktorgrades wurde erst 1955 für
nichtig erklärt. Der beschlagnahmte Besitz der Familie Gerstmann in Wien
wurde 1948 restituiert.
Gerstmann hielt folgende Vorträge in der Gesellschaft der Ärzte in Wien:
(mit A. Perutz) Die frühzeitige Taboparalyse bei einem mit Quecksilber und Salvarsan behandelten Fall (22.10.1915), Über Gehirn- und Rückenmarksverletzungen (17.12.1915),
Psychische Krankheitsbilder nach Leuchtgasvergiftung (4.3. und 8.4.1921).
Text nach Gedenkbuch Uni Wien, Gedenkbuch Josephinum, Isidor Fischer/Josef Hlade