Der jüdische Arzt Viktor Hecht (1882–1969) war Vizepräsident des „Zentralverbandes der Sanatorien Österreichs“ und Autor eines vielgelesenen Buches über den klimatischen Höhenkurort Semmering, der 1919 Josef Deisingers Grand Hotel übernahm und es unter dem Namen Palace-Sanatorium Dr. Hecht weiterführte. Hecht leitete außerdem zwischen 1920 und 1937 auch die Wasserheilanstalt „Semmering“ (vormals „Marienhof“).
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich erfolgte auch am Semmering die systematische Verfolgung, Entrechtung und Enteignung der jüdischen Bevölkerung. Viktor Hecht verlor nach dem „Anschluss“ seinen gesamten Besitz und das Palace Hotel wurde schließlich der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) übertragen. Im Laufe des Jahres 1938 häuften sich in der NS-Presse-Artikel gegen Hecht. Er wurde wegen angeblichen Betrugs in Untersuchungshaft genommen und auch verurteilt. Hecht konnte schließlich nach England flüchten, wo er als städtischer Pathologe in Bradford tätig war. Ein Bruder und eine Schwester wurden im Holocaust ermordet.
Josef Hlade/Herwig Czech, Vienna’s Contested Health Resort: Medicine and Health Tourism on Semmering / Wiens umkämpfter Kurort Medizin und Gesundheitstourismus am Semmering (deutsch und englisch). In: Danielle Spera (Hrsg.): Stammgäste. Jüdinnen und Juden am Semmering, Wien: Amalthea 2024.