Holocaustopfer; beging am 14.4.1938 Suizid.
Wilhelm Knöpfelmacher hatte Medizin an den Universitäten Wien und Prag
studiert und war nach seiner Promotion 1891 in Wien zunächst an der II.
medizinischen Klinik bei Prof. Kahler und als Assistent am städtischen Karolinen-
Kinderspital tätig. 1901 wurde er zum Direktor des Karolinen-Kinderspitals
ernannt und an der Universität Wien für Kinderheilkunde
habilitiert. Knöpfelmacher lehrte fortan als Privatdozent, 1911 wurde er zum
außerordentlichen Professor ernannt. Neben dem Verfassen zahlreicher
wissenschaftlicher Fachbeiträge führte Knöpfelmacher eine eigene Praxis
im 9. Wiener Gemeindebezirk.
1934 ging er in den Ruhestand, lehrte jedoch weiterhin Kinderheilkunde
an der medizinischen Fakultät. Im Frühjahr 1938 wurde er von der Universität
vertrieben. Zu seinem 70. Geburtstag 1936 erschien ihm zu Ehren ein Sonderheft der Wiener medizinischen Wochenschrift.
Einen Monat nach dem „Anschluss“, am 14. April 1938, nahm
sich Wilhelm Knöpfelmacher nach einer öffentlichen Demütigung durch einen
nationalsozialistischen Mob das Leben. Noch am 25. Februar 1938 war er in das Amt eines der drei die wissenschaftlichen Sitzungen der Gesellschaft der Ärzte in Wien leitenden und zum Verwaltungsrat gehörigen Vorsitzenden gewählt worden, konnte diese Funktion allerdings aufgrund des „Anschlusses“ nicht mehr antreten.
Text: Josef Hlade bzw. nach Gedenkbuch Josephinum.