Egon Ranzi 4. März 1875, Wien – 25. Juni 1939, Wien
Egon Ranzi promovierte 1899 und hatte bereits während seiner Studienzeit als Demonstrator an der anatomischen Lehrkanzel unter Carl Toldt gearbeitet. Ab 1901 war er Operationszögling an der I. chirurgischen Klinik unter Anton v. Eiselsberg, wo er bis 1919 als Assistent tätig war. In dieser Zeit konnte er sich für Chirurgie habilitieren und erhielt bald darauf den Titel eines außerordentlichen Professors. Neben seiner Lehrtätigkeit war Ranzi Primararzt und Vorstand der I. chirurgischen Abteilung an der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien. 1924 wurde er Ordinarius und Vorstand der chirurgischen Universitätsklinik in Innsbruck. Im Studienjahr 1929/30 Dekan in Innsbruck, kehrte Ranzi 1932 als Ordinarius und Vorstand der I. chirurgischen Klinik an die Universität Wien zurück. Im Austrofaschismus bekleidete Egon Ranzi eine Vielzahl maßgeblicher Funktionen. Unter anderem war er Mitglied des Bundeswirtschaftsrates und des Sozialpolitischen Ausschusses. In der Vaterländischen Front in führender Position tätig, war er zudem Obmann des Reichsbundes österreichischer Ärzteorganisationen und 2. Vizepräsident des Obersten Sanitätsrates. Im Studienjahr 1936/37 amtierte er als Mitglied des Senats der Universität, 1937/38 als Dekan der medizinischen Fakultät. Nach dem „Anschluss“ war Egon Ranzi aufgrund seiner Nähe zum Austrofaschismus schweren Repressalien ausgesetzt. Er war über mehrere Wochen im Polizeigefangenenhaus Elisabethpromenade inhaftiert und wurde schließlich im Mai 1938 von der Universität zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Weitere zu erwartende Maßnahmen gegen seine Person erlebte Egon Ranzi nicht mehr, er verstarb im Juni 1939.
Egon Ranzi fungierte ab 1931 in der Nachfolge des Chirurgen und Eiselsberg-Schülers Burghard Breitners (1884–1956), der nach Innsbruck ging und deshalb zurücktrat, als „zweiter Sekretär“ der Gesellschaft. Nach dem Tod des Pathologen Carl Sternberg (1872–1935) fungierte er bis zum „Anschluss“ als erster Sekretär der Gesellschaft der Ärzte in Wien.
Text nach Gedenkbuch Uni Wien, Gedenkbuch Josephinum, Josef Hlade