Friedrich Reuter
30. Mai 1875, Wien – 18. Oktober 1959, Wien
Friedrich Reuter war nach seiner Promotion 1899 als Assistent am pathologischen Institut in Graz tätig. 1905 für gerichtliche Medizin habilitiert, begann Reuter im November 1909 als Assistent am Institut für gerichtliche
Medizin zu arbeiten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erhielt Reuter
einen Lehrauftrag in Graz und war dort bis 1935 Ordinarius und zugleich
Vorstand des gerichtlich-medizinischen Instituts und Museums. In dieser
Zeit hatte er viermal das Amt des Dekans inne. 1935 wechselte er als ordentlicher Professor für gerichtliche Medizin nach Wien.
Mitte März 1938 wurde er verhaftet und zuerst im „Braunen Haus“ in der
Hirschengasse und später im Polizeigefangenenhaus Roßauerbrücke inhaftiert. Als Begründung dienten angebliche Schmähungen Adolf Hitlers sowie
ein politisches Naheverhältnis zum Austrofaschismus. Reuter, der als einziger Angehöriger des Instituts für Gerichtsmedizin von der Leistung des
Treueeides auf Adolf Hitler ausgeschlossen war, suchte auf Aufforderung
des Dekanats um Versetzung in den Ruhestand an. Im September 1938 wurde er jedoch entlassen und verlor jegliche Ansprüche.
Unmittelbar nach Kriegsende erfolgte die Wiedereinsetzung Reuters. Bereits am 9. Mai 1945 betraute ihn das Dekanat wieder mit der Leitung des
Instituts für gerichtliche Medizin. Neben seiner Tätigkeit an der Universität
war er bis Februar 1946 Stadtrat und Leiter des gesamten Gesundheitswesens der Gemeinde Wien sowie von April 1946 bis 1949 Leiter des Volksgesundheitsamtes im Bundesministerium für soziale Verwaltung. Am 2. November 1945 hielt Reuter eine Trauerrede in der Gesellschaft der Ärzte in Wien auf alle während der NS-Zeit verstorbenen Mitglieder der Gesellschaft.
Text nach Gedenkbuch Josephinum