Wiedmann leitete ein Lazarett für Haut- und Geschlechtskrankheiten im Rainerspital, wo er Kontakte zu einer Widerstandszelle innerhalb der Heeresstreife Wien um Bruno Schmitz knüpfte. Diese wurde im Dezember 1944 durch Verrat aufgedeckt. Es kam zu einer Verhaftung Wiedmanns durch die Gestapo und Wiedmann wurde vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Durch das Kriegsende entging der aufgrund einer Diphterieerkrankung in ein Lazarett verlegte Wiedmann einer Hinrichtung. (MUW-002636/1. Lebenslauf Albert Wiedemann) Wiedmann wurde 1941 von Reichsärztekammer mehrfach ermahnt, weil er deren Fragebogens zur erstmaligen Meldung inklusive eines Abstammungsfragebogen nicht ausgefüllt hatte (Personalakt Ärztekammer: Dr. Albert Wiedmann, geboren 13.04.1901, Reichsärztekammer an Albert Wiedmann, 20.5.1941). Im Dezember 1941 schickte Wiedmann den Fragebogen schließlich an die Reichsärztekammer mit der offensichtlich falschen Angabe, Mitglied der NSDAP zu sein, um seine jüdische Großmutter zu verheimlichen. (Personalakt Ärztekammer: Dr. Albert Wiedmann, geboren 13.04.1901, Der Schriftführer des Verbandes der Wiener Fachärzte an die Leitung der Wiener Ärztekammer, zur Vorlage vor dem politischen Ausschuss. Wien, am 25. August 1945) Aufgrund dieser Angabe wird Wiedmann nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Wiener Ärztekammer als NSDAP-Mitglied geführt. Er bemüht sich um eine Richtigstellung. Ende 1945 wird Wiedmann a.o. Professor. Er übernimmt nach dem Krieg die Leitung der wiedererrichteten Klinik Kerl. 1950 wird er zum Ordinarius ernannt. (Archiv der Universität Wien, Med. Fak. 527, Albert Wiedmann)
Albert Wiedmann wurde 1931 zum Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien gewählt. 1936 hielt er gemeinsam mit Hans Popper im Billrothhaus einen Vortrag über Leberschädigung bei Gonorrhoe. Wiedmann war ganz wesentlich an der Wiedererrichtung der Gesellschaft der Ärzte im Jahr 1945 beteiligt. Am 19. Oktober 1945 wurde er zum ersten Sekretär der Gesellschaft gewählt, dem ersten nach dem Zweiten Weltkrieg. Fast ein Jahrzehnt lang, bis zum März 1955, führte Wiedmann die überaus zeitaufwendigen Geschäfte des Ersten Sekretärs der Gesellschaft der Ärzte. Der Erste Sekretär organisierte und leitete die laufenden Tätigkeiten des Vereins. Ihm kam die Aufgabe zu, den Mitgliedern des Verwaltungsrates von den jeweils anstehenden Problemen und zu erledigenden Vereinsaufgaben zu berichten. Nach einer kürzeren oder längeren Debatte über die weitere Vorgangsweise wurde er von diesen wiederum mit der Durchführung der gerade gefassten Beschlüsse beauftragt. Albert Wiedmann prägte die ersten Jahre des demokratischen Wiederbeginns der Gesellschaft der Ärzte nach dem Zweiten Weltkrieg nachdrücklich mit.
Text: Josef Hlade, Hermann Zeitlhofer