Am 17. Juni 2014 fand bei der Gesellschaft der Ärzte im Billrothhaus eine wissenschaftliche Sitzung zum Thema "Medizin im 1. Weltkrieg" statt.
Univ.-Prof. Dr. Franz Kainberger (Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien) und Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze (Institut für Sozialmedizin, MedUni Wien) führten durch den Abend.
Der Erste Weltkrieg war ein, auch für die medizinische Versorgung, einschneidendes Ereignis. Enorme Leistungen wurden von Ärzten und Pflegepersonal an den Fronten, in Spitälern und Kliniken vollbracht. Viele im Krieg tätige Ärzte waren sich auch ihrer Rolle als Forscher und Lehrer bewusst. Durch neue Kriegstechniken und technologische Fortschritte waren neue Verletzungsmuster und andere Krankheitsbilder zu beobachten. So entstanden bemerkenswerte diagnostische und therapeutische Innovationen.
Im Jahr 1914 war der körperliche Schutz der Soldaten ein weitreichendes Problem und Stahlhelme fanden selten Anwendung. "Durch den großflächigen Einsatz kam es im Ersten Weltkrieg gehäuft zu bis dahin nicht aufgetretenen Verletzungen im Gesicht", sagte Sozialmediziner Michael Kunze. "Es wurden Pläne notwendig, um Gesichter zu rekonstruieren".
"Es ist ein Paradoxon, dass dieser schreckliche Krieg, der so vielen Menschen Unheil brachte, gleichzeitig ein wesentlicher Faktor für den medizinischen Fortschritt war", ergänzte er.
Franz Kainberger, Präsident der Gesellschaft der Ärzte, fand folgende Worte: "Auch wenn sich große Teile der Ärzteschaft von der Kriegseuphorie anstecken ließen: Viele Therapien, die für uns heute selbstverständlich sind, hatten im 1. Weltkrieg ihren Ursprung."
Sowohl auf die Chirurgie und Ortophädie als auch auf Tetanus und Traumata gingen die Vortragenden in dieser wissenschaftlichen Sitzung ein.