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Medizin und Gesellschaft: Pflicht oder Kür?, Gesellschaft der Ärzte

Medizin und Gesellschaft: Pflicht oder Kür?

Die Beschäftigung mit Medizinethik, Gesundheitsökonomie, Prävention und anderen fachübergreifenden Themen ist üblicherweise eine Angelegenheit von Promotionsansprachen oder Ordensverleihungen und nicht so sehr des klinischen Alltags. Trotz des nach wie vor ungebrochenen Trends zur Spezialisierung und Subspezialisierung in der Medizin mehren sich jedoch die Zeichen für eine gegenläufige Entwicklung, interdisziplinäre Fragen in den Vordergrund zu rücken.

Vor allem bei den neuen fächerübergreifenden, sog. integrierten studentischen Curricula stellen zunehmend mehr Universitäten das Erlernen professionellen ärztlichen Verhaltens in den Vordergrund. An der MedUni Wien gibt es ein Modul über interdisziplinäres Patientenmanagement im Rahmen einer ebenso interdisziplinären Fallkonferenz. Kürzlich wurde hier eine onkologische Veranstaltung unter dem Titel "Musik. Krebs. Zukunft" abgehalten, in der Marcus Säemann, Manfred Hecking, Gabriela Korneck und andere zu live gespielter Musik von Brahms, Schumann und Debussy unterrichteten. Das ist nicht neu, schon der Internist A. Neumayer beschäftigte sich mit Medizin und Musik. Der österreichstämmige Nobelpreisträger E. Kandel beschreibt in seinem Buch „Das Zeitalter der Erkenntnis“, dass der Anatom Emil Zuckerkandl den Maler Gustav Klimt in den Seziersaal mitnahm, wo dieser wesentliche Inspirationen für seine künstlerische Tätigkeit hatte.

Bei medizinhistorischen Themen ist Ähnliches zu beobachten. An sich ein Orchideenfach, werden hier bemerkenswerte Aktivitäten im Josephinum, dem Institut für Geschichte der Medizin, und seiner Umgebung entfaltet. Es fällt nicht nur die steigende Zahl von Veranstaltungen und von wissenschaftlichen Projekten auf, vor allem das Interesse des medizinischen Fachpublikums an diesen Fragen lässt aufhorchen.

Dass die Beschäftigung mit fachübergreifenden Themen eine zutiefst ärztliche Aufgabe ist, steht immer wieder in Diskussion. Teilweise ist dies gut, andererseits sollte unbestritten sein, wie es W. Marhold, der frühere Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes immer wieder fordert: dass Gesundheitsökonomie in die Hand der Ärzte gehört. Denn optimale Gesundheitsversorgung und optimaler Ressourcennutzung gehören zusammen. Der frühere Ärztekammerpräsident Dorner formuliert es ähnlich, wenn er meint, dass keine andere Berufsgruppe so gut wie die Ärzte das Gesundheitssystem versteht.

Die Gesellschaft der Ärzte in Wien ist mit ihrem Gründungsjahr 1837 relativ jung, vergleicht man sie mit dem Londoner Royal College of Physicians (seit 1518) oder der Société de médecine de Paris (seit 1735). Den Ansprüchen zwischen Tradition und Moderne, andererseits zwischen breit fachübergreifenden bzw. schmalen subspezialiserten Themen gerecht zu werden, ist der Gesellschaft in Wien geglückt: Das Ziel, medizinisches Wissen an den Point-of‐Care zu bringen, wird durch ein breit gefächertes Fortbildungsangebot, wissenschaftliche Top‐News, e‐Journale und e‐Books sowie www.billrothhaus.tv erreicht.


Im Programm des Sommersemesters der Gesellschaft der Ärzte sind ein Drittel der angebotenen Veranstaltungen interdisziplinär bzw. fächerübergreifend.

Univ.-Prof. Dr. Franz Kainberger

26.03.2015

Text:

Univ.-Prof. Dr. Franz Kainberger
(Verwaltungssenat der Gesellschaft der Ärzte)

Der Beitrag ist die persönliche Meinung des Autors!