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Die Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte in Wien (Teil 6): Ferdinand Arlt (1812 – 1887), Gesellschaft der Ärzte

Die Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte in Wien (Teil 6): Ferdinand Arlt (1812 – 1887)

Nach dem Tode Ferdinand Hebras im August 1880 wurde Ferdinand Arlt zum Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte gewählt. 1812 im böhmischen Erzgebirge (Horní Krupka bei Teplitz) in ärmlichen Verhältnissen als Sohn eines Bergschmiedes geboren, studierte er ab 1833 Medizin in Prag (Promotion 1839).

In Prag durchlief Arlt zunächst auch alle weiteren Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere: 1840 bis 1842 war er Assistent von Johann Nepomuk Fischer an der Prager Ophthalmologischen Klinik. 1845 habilitierte er sich für Ophthalmologie und 1847 für Pathologische Anatomie in Prag. Ab Oktober 1846 war Arlt Supplent der Lehrkanzel für Augenheilkunde, ehe er 1849 als Nachfolger Fischers zum ordentlichen Professor für Ophthalmologie an der Universität Prag ernannt wurde. 1856 wurde er schließlich 44-jährig als Nachfolger von Anton von Rosas zum ordentlichen Professor der Ophthalmologie an die Universität Wien berufen. Arlt leitete etwa 27 Jahre lang die Augenklinik in Wien. Auch nach seiner Emeritierung 1883 war er noch wissenschaftlich und praktisch tätig.

Arlt gehört zu den hervorragendsten Vertretern der Augenheilkunde des 19. Jahrhunderts. Ihm gebührt das Verdienst, die Ophthalmologie in Prag und Wien systematisch auf pathologisch-anatomische Grundlagen gestellt zu haben. Er erkannte die Verlängerung des Bulbus (der Glaskörperachse) als Ursache der Kurzsichtigkeit und entwickelte neue Methoden der Operation zur Entfernung des Augapfels und der Linse, sowie von Lidverwachsungen. Arlt war Mitherausgeber des von seinem Schüler Albrecht von Graefe 1854 gegründeten „Archivs für Ophthalmologie“, der ersten augenärztlichen Fachzeitschrift.

Gerühmt wurden Arlts Fähigkeiten als Lehrer. Er hatte zahlreiche bekannte Schüler, neben Graefe auch: Ernst Fuchs, Karl Koller, Josef Brettauer, Otto Bergmeister, Hubert Sattler, Carl Theodor in Bayern (der Bruder der österreichischen Kaiserin Elisabeth). In zahlreichen europäischen Städten übernahmen Schüler Arlts die Lehrkanzel für Augenheilkunde (Rom, Heidelberg, Krakau, Budapest, Erlangen). Unter seinen Schülern besonders hervorgehoben sei hier die aus dem russischen Kleinadel stammende Rosa Kerschbaumer-Putjata. Diese absolvierte nach ihrem Medizinstudium in der Schweiz im Jahr 1876 bei Arlt eine augenärztliche Fachausbildung. Arlt unternahm – 24 Jahre bevor Frauen in Österreich offiziell zum Medizinstudium zugelassen wurden – mehrere, am Widerstand des Professorenkollegiums gescheiterte, Versuche, Rosa Kerschbaumer offiziell zu seiner Assistentin zu machen.

Die Wahl Arlts zum Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte war vor allem Ausdruck des hohen Ansehens, das er sich in der Kollegenschaft erworben hatte. Unter der Präsidentschaft Arlts kam es, ausgelöst vor allem durch den permanent steigenden Platzbedarf der Bibliothek, Ende 1885 zur Wahl eines "Aktionskommitees zur Erbauung eines eigenen Lokals", welches die Voraussetzungen für den Bau eines eigenen Vereinshauses schaffen sollte.

Abgesehen von dieser Initiative kann seine fünfeinhalb Jahre dauernde Präsidentschaft im Nachhinein aber eher als Übergangsphase betrachtet werden, die weniger von Neuerungen als von den ersten Rückblicken geprägt war. Nach seinem Rücktritt 1886 wurde er zum Ehrenpräsidenten gewählt. Er verstarb 1887 in Wien.