Die Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte in Wien (Teil 12): Anton von Eiselsberg (1860-1939)
Anton Freiherr von Eiselsberg wurde 1860 auf dem Familiensitz seiner adeligen Vorfahren Schloss Steinhaus (bei Wels) geboren. Er studierte Medizin in Wien, Würzburg, Zürich und Paris. Nach der Promotion in Wien 1884 wurde er Operationszögling bei Theodor Billroth, der ihn zunächst für weitere Studien zu Robert Koch nach Berlin sandte. Ab 1887 war er Assistent bei Billroth. 1890 erfolgte die Habilitation für Chirurgie. Ab 1893 hatte Eiselsberg eine Professur für Medizin an der Universität Utrecht inne, ab 1896 dann an der Universität Königsberg. Von 1901 bis zu seiner Emeritierung 1931 leitete er als Nachfolger von Eduard Albert die I. Chirurgische Universitätsklinik in Wien. 1895 heiratete er seine Cousine Agnes, eine Schwester des berühmten Kinderarztes Clemens von Pirquet.
Wissenschaftliche Leistungen Eiselbergs wissenschaftliche Interessensgebiete lagen zunächst, bedingt durch die Studien bei R. Koch, darauf, die Bakteriologie der Chirurgie nützlich zu machen. Daneben wandte er sich Fragen der Pathologie der Schilddrüse und der Magen-Darm-Chirurgie zu. Sein Interesse an der Kiefer- und Mundhöhlenchirurgie veranlasste ihn zum Aufbau einer Kieferstation an der I. Chirurgischen Universitätsklink in Wien, die sich bald unter Hans Pichler einen ausgezeichneten Ruf erwarb. Sein besonderes Interesse aber galt der Chirurgie des zentralen Nervensystems (1907 erste erfolgreiche Entfernung eines Rückenmarktumors). Während des Ersten Weltkrieges organisierte und leitete er Chirurgengruppen an der Front.
Eiselsbergs Einfluss Eiselsberg erhob die Neurochirurgie zur selbständigen Wissenschaft, gilt als einer der wichtigsten Schüler Theodor Billroths und als Begründer einer der bedeutendsten Chirurgenschulen. Etwa 20 seiner Schüler wurden namhafte Chirurgen, darunter Tassilo Antoine, Burghard Breitner, Wolfgang Denk, Hans Pichler, Egon Ranzi und Adolf Winkelbauer, die jeweils zu Lehrstuhlinhabern für Chirurgie an einer deutschsprachigen Universität ernannt wurden. Eiselsberg erhielt sieben Ehrendoktorate und war Mitglied vieler wissenschaftlichen Gesellschaften des In- und Auslands.
Der Präsident Eiselsberg Anton von Eiselsberg war faktisch die gesamte Zwischenkriegszeit Präsident der Gesellschaft der Ärzte. In Zeiten großen Mangels im März 1919 zum Präsidenten gewählt, ermöglichten seine ausgezeichneten internationalen Kontakte wirksame Hilfe. Auf seinen Vorschlag hin wurde im Mai 1919 beschlossen, das Vereinshaus der Gesellschaft fortan offiziell „Billrothhaus“ zu benennen. Eiselberg legte am 18. März 1938 seine Präsidentschaft zurück und sagte die für den selben Tag geplante Sitzung der Gesellschaft ab. Dadurch fanden nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich am 13. März 1938 bis zur erzwungenen Vereinsauflösung im Herbst 1938 keinerlei Sitzungen der Gesellschaft der Ärzte statt. Eiselsberg starb im Oktober 1939 bei einem Zugsunglück in St. Valentin in Niederösterreich.