Wie sind Sie zur Gesellschaft der Ärzte gekommen? Heuer ist es genau 50 Jahre her, dass ich begonnen habe, mich um die Technik in der Gesellschaft der Ärzte in Wien zu bemühen. Ich übernahm im Jahre 1969 die technische Betreuung. Damals war ich bei Professor Spitzy und als technischer Assistent bei Professor Deutsch angestellt (jeweils zu einem Drittel: Gesellschaft der Ärzte, Prof. Spitzy und Prof. Deutsch). Ich betreute auf der I. Med.-Univ.-Klinik in den 70er Jahren den Probetrieb des Eidophors – damals der einzige und lichtstärkste Videoprojektor. Dieser Projektor wurde dann ins AKH-Hörsaalzentrum übersiedelt und es wurden zwei weitere Projektoren für die großen Hörsäle angeschafft. Von 1991 bis 2002 war ich Cheftechniker im Hörsaalzentrum, dem Unterrichtszentrum der MedUni Wien. Seit 2003 bin ich Inhaber meiner eigenen Firma, Ing. URBAN Kongresstechnik GmbH.
Welche technischen Gegebenheiten fanden Sie damals im Billrothhaus vor? Das Rednerpult und der Tisch für den Vorsitz waren mittig auf dem Podium platziert, sodass der Referent sich um 180° umdrehen musste, wollte er mit dem Lichtzeiger (6 Volt Autolampe mit Blende in der Form eines Pfeiles) seine Daten erläutern. 1978 stelle ich einen Prototyp eines Laserpointers her. In diesem befand sich ein Gasrohr, gefüllt mit Helium; er funktionierte mit 800 Volt. Später erfand man die Laserdioden. Jetzt befindet sich eine solche im alten Gehäuse.
Solange es die Diaprojektion gab, waren die Referenten sehr auf den Projektionisten bzw. die Technik, besonders die Projektoren, angewiesen. Man musste die Dias in die Stangenmagazine einsortieren und hoffen, dass kein Dia steckt oder die Projektorlampe sich verabschiedet, und sicherstellen, dass auch die Reihenfolge der Dias stimmt. Jetzt kann man durch die Datenprojektion bis kurz vor dem Vortrag noch Änderungen durchführen.
1983 hatte ich den Tisch für den Vorsitz und das Rednerpult so platziert, wie man sie noch heute vorfindet. Den Umbau führte ich allein durch. In diesen Jahren hatte ich im Festsaal die noch heute bestehende Audioanlage konzipiert und errichtet. Die Mikrofone hatte ich aus Stabantennen gefertigt. Diese sind sowohl in der Bibliothek als auch im Festsaal noch immer in Verwendung.
Was war Ihr schönstes Erlebnis? Ich bin neben meiner elektronischen Ausbildung (Physikstudium abgebrochen, HTL Matura), auch magistratisch geprüfter Kinovorführer. Diese Kenntnisse kamen u.a. 1989 zum Einsatz, im Rahmen einer russischen medizinischen Filmwoche. Das Material bestand aus 35mm Filmrollen. Ich projizierte mit einem portablen 35mm Kinoprojektor.
Meine schönsten Erlebnisse waren immer, dass sich die Vortragenden gefreut hatten, wenn sie mich sahen, denn dann wussten sie, dass alles funktionieren wird.
Welche Bedeutung hat die audiovisuelle Präsentation für die Qualität eines Vortrags? Im Laufe der Jahre habe ich sehr viele Vorträge technisch betreut und dabei beobachtet, dass vor allem eines einen guten Vortrag auszeichnet: Der Referent soll laut sprechen, denn nur dann kann ich eine gute Beschallung gewährleisten, und auch nicht jede Zeile ablesen.
Powerpoint macht es möglich, dass die Referenten bis kurz vor ihrem Vortrag noch Videos einfügen und letzte Korrekturen durchführen können. Manche Slides zeigen eine Tabelle oder eine Übersicht mit zu kleinen Schriftgrößen. Dies ist schlecht lesbar. Besser wäre es dies auf zwei Slides zu teilen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt sind die Schriften, die verwendet werden. Leider ist die Times New Roman die Standardschrift in Word und Powerpoint. Dies ist eine Schrift mit Serifen – horizontalen Strichen auf den Buchstaben. Diese Serifen haben den Zweck, das Auge in einer langen Zeile zu führen, wie es in Printmedien durchaus praktisch ist. In Powerpoint Slides sind aber serifen-freie Schriften wie Arial oder Tahoma besser zu lesen, auch bei kleiner Schriftgröße.
Was war Ihre skurrilste Erfahrung? Im Festsaal fiel während eines Powerpoint-Vortrags plötzlich der Strom aus. Ich erkannte, dass der Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter), der sich strommäßig vor den Sicherungen befindet alles ausgeschaltet hatte. Ich schaltete den FI-Schalter ein, Strom war da und wir konnten weiter projizieren. Nach einigen Minuten trat der Fehler jedoch wieder auf, insgesamt noch 6mal.
In der Zwischenzeit wurde der Hauselektriker gerufen, der alle angesteckten Geräte überprüfte und den Fehler in einem Kühlschrank fand, der im Patienten-Vorbereitungsraum (links hinter der Festsaalbühne) stand und nicht angesteckt war. Dieser Kühlschrank verursachte eben den Erdschluss. Ich hatte keine Information über diesen defekten Kühlschrank. Der Caterer hatte ihn entdeckt und angesteckt, wodurch die Ausfälle auftraten.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit für und mit der Gesellschaft der Ärzte? Ich hatte immer Freude daran, in diesem historischen, denkmalgeschützten Haus zu arbeiten und zu wissen, dass es sehr viele berühmte Ärzte gab und gibt, für die ich die Technik durchführte.
Ich habe immer versucht, meinen Job so gut wie möglich zu machen und konnte dadurch auch so manches Problem vermeiden. Ich bin selbst überrascht, dass es genau 50 Jahre sind, dass ich in diesem Haus arbeiten durfte und darf. Es hat mir immer Freude gemacht und macht es auch noch immer.