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Nachbericht: Jahreshauptversammlung 2021, Gesellschaft der Ärzte

Nachbericht zur Jahreshauptversammlung 2021

Am 14. April 2021 fand die Jahreshauptversammlung der Gesellschaft der Ärzte in Wien statt. Aufgrund der anhaltenden Pandemie wurde die Veranstaltung online abgehalten.

Wien – Wie viele andere Veranstaltungen der Gesellschaft der Ärzte in Wien wurde auch die Jahreshauptversammlung 2021 als Webinar online live übertragen. In diesem Jahr wurden 429 neue Mitglieder (davon 82 KPJ-/PhD-/Studierende) in die Gesellschaft der Ärzte aufgenommen.


Rückblick 2020

Die Präsidentin der Gesellschaft der Ärzte in Wien, Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer, präsentierte in der administrativen Sitzung im Rahmen der Jahreshauptversammlung den Bericht über das vergangene Jahr, das aufgrund der Pandemiesituation ebenso außergewöhnlich wie arbeitsintensiv war.

  • Infrastrukturmaßnahmen: Die Veranstaltungstechnik im Festsaal, in der Großen Bibliothek und im Lesezimmer wurde erneuert (Mikrophone, Laptops, Stehpult)
  • Kompaktanlage im Archiv: befindet sich im Planungsstadium
  • Klimatisierung des Festsaals: wird durch die Gemeinde Wien mit € 200.000 gefördert, die zu erwartenden Kosten betragen € 500.000
  • Webauftritt neu: Pläne für eine neue Website und ein Software-Update wurden im Rahmen eines Workshops besprochen; Förderantrag wurde eingebracht
  • Effizienzsteigerung der Strukturen und Serviceleistungen: Digitalisierung und Optimierung der Mitgliederverwaltung, neuer Webauftritt, Förderung aus dem NPO-Fonds, Implementierung innovativer Maßnahmen für fachspezifische Fort- und Weiterbildung sowie Ausbildung des medizinischen Nachwuchses in Kooperation mit dem Wiener Gesundheitsverbund (WGV)
  • Sanierungsmaßnahmen: Fenster- und Türsanierung, Handlauf der Feststiege, Tischlerarbeiten
  • Kooperationen national und international: Geplant bzw. intensiviert werden Kooperationen mit
    • Universitäten
    • Alumni Club der MedUni Wien
    • medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften
    • der Österreichischen Gesellschaft für STD & dermatologische Mikrobiologie (gemeinsame Veranstaltung am 12.11.2021)
    • der österreichischen Akademie der Wissenschaften
    • den Ärztekammern
    • dem WGV, der Vinzenz-Gruppe und anderen Kostenträgern im Gesundheitswesen

Im vergangenen Jahr hat SARS-CoV-2 das Leben der Gesellschaft der Ärzte in Wien und das Leben im Billrothhaus rasch, brutal und wahrscheinlich nachhaltig verändert. Der Höhenflug mit stetig steigenden Buchungen für Fremdveranstaltungen hat – vorerst – ein jähes Ende gefunden und damit unsere Aufgabenstellung wesentlich beeinflusst. Dadurch und durch das Auslaufen der alten Kooperation mit dem Wiener Gesundheitsverbund ist es zu einem empfindlichen Einbruch der Finanzen gekommen. Die Kurzarbeit hat uns geholfen, den Mitarbeiterstand bis heute zu halten.

Die durch SARS-CoV-2 verursachten Veränderungen bergen jedoch auch Chancen, die wir nicht ungenützt lassen sollten:

  • Digitalisierung der Fortbildung und Ausbau der Webinare
  • Fokussierung auf Themen rund um COVID-19 – mit durchschnittlich 700 TeilnehmerInnen pro Veranstaltung
  • Daneben aber breit gefächertes Angebot für Weiter-, Fort- und Ausbildung der ÄrztInnen trotz Einschränkungen der finanziellen Möglichkeiten

Bericht der Sekretäre Prim. Priv.-Doz. Dr. Robert Berent und Prim. Univ.-Prof. Dr. Johann Auer

  • Im Jahr 2020 fanden 22 Eigenveranstaltungen und 64 Fremdveranstaltungen statt. Die Eigenveranstaltungen verzeichneten 6.450 BesucherInnen, davon 5.300 online bei Webinaren.
  • Die Gesellschaft der Ärzte in Wien produzierte im vergangenen Jahr 4 DFP-zertifizierte E-Learning-Kurse.
  • Eigenveranstaltungen 2020:
    • 13 wissenschaftliche Abende als Präsenzveranstaltung
    • inkl. 2 medizinhistorische Veranstaltungen
    • Jahreshauptversammlung
    • 4 Hybridveranstaltung
    • 10 reine Webinare
    • 3 medizinhistorische Führungen
    • 3 wissenschaftliche Preise für den medizinischen Nachwuchs
    • Workshop „JungmedizinerInnen am Start“ als Präsenzveranstaltung im September 2020
    • neues Fortbildungsformat „COVID-19 Update im Billrothhaus – Meet the Experts“; bisher 4 Termine mit insgesamt 2.600 TeilnehmerInnen
    • Videobotschaften des Präsidiums und Video-Festvortrag „Gender Equity – A Surgeon’s View” von Prof. Stephanie Brister (statt Jahreshauptversammlung im März 2020)
  • Fremdveranstaltungen 2020:
    • 70% im 1. Quartal
    • 30% im 2.-4. Quartal
  • zwischen Oktober und Dezember 2020 technische Betreuung von 5 digitalen Fremdkongressen
  • Billrothhaus.TV:
    • 113 neue Videos, davon 14 Science-Flashes und 14 Teaser Videos
    • Insgesamt standen per 31.12.20 91 Science-Flashes und 90 Teaser Videos auf Billrothhaus.TV zur Verfügung.
    • Die 3 meistgesehen Science-Flashes des Jahres 2020:
      • COVID-19 Update im Billrothhaus - Meet the Experts: Klinik und Therapie von COVID-19
      • Festvortrag Jahreshauptversammlung 28.10.2020 – Josef Penninger: Entwicklungen neuer Therapien von Virusinfektionen
      • Burnout
      • Die 3 meistgesehenen Teaser des Jahres 2020:
        • Was jeder Arzt über Kardiologie wissen sollte…
        • Bildgebung in der pädiatrischen Onkologie
        • Pruritus
        • Insgesamt wurden unsere Videos auf Billrothhaus.TV im Vorjahr über 724.679-mal angesehen – das ist eine Steigerung von 32% gegenüber 2019.
  • Mitglieder des Programmkomitees ab der Jahreshauptversammlung 2020:
    • Prim. Univ.-Prof. Dr. Johann Auer
    • Prim. Priv.-Doz. Dr. Robert Berent
    • Univ.-Prof. Dr. Sylvia Knapp
    • Priv.-Doz. Dr. Georg Mann
    • Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer


Bericht der Bibliothekare Prim. Ass.-Prof. Dr. Marcus Säemann und Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Anna Sophie Bergmeister-Berghoff

  • Konsortien und Volltextdatenbanken:
    • Medline complete (EBSCO): € 14.772,00, ca. 2.500 Journals
    • STM Collection (Wiley): € 26.042,79, 814 Journals
  • 5 Einzelzeitschriften:
    • Lancet (Elsevier): € 677,33
    • 2 Einzelabos (EBSCO): € 4.332,08
    • Blood: € 2.002,72
    • The BMJ (Konsortium via KEMÖ): € 1.784,40

Summe: € 49.611,32 – gegenüber 2019 (€ 47.150,15) eine 5%ige Steigerung der Ausgaben (Gesamtausgaben für die Bibliothek 2020: € 60.290,18)

  • Bestände sind über die Datenbank „EZB Regensburg“ abrufbar. Seit 2016 ist die EZB auf der Website der Gesellschaft integriert. Im Schnitt 170 NutzerInnen/Monat.
  • Die Bestandspflege der Print-Zeitschriften ist seit 2016 wieder sichergestellt (Zentralwartung).
  • Die Datensätze der Gesellschaft der Ärzte in Wien werden auch nach der Umstellung von Aleph auf das Folgeprodukt Alma weiterhin verfügbar sein.
  • Die 30.000 Monographien (Standort Josephinum) werden zur Zeit digital erfasst und beschlagwortet.
  • Die Separata-Sammlung wird gesichtet und für die Digitalisierung vorbereitet.
  • Im Zuge der Bauarbeiten für die Errichtung der U5 Haltestelle „Frankhplatz“ wurden 4 Kellerräume des Billrothhauses zusammengelegt. Wir schaffen damit eine moderne Lagermöglichkeit für über 1.800 Laufmeter an Printbeständen.
  • Unser Literaturservice-Team hat über 1.171 Artikel aus medizinischen Fachzeitschriften recherchiert und verschickt.
  • Aus kostenpflichtigen Serviceleistungen konnten € 25.345,45 lukriert werden. Ein Plus vom 6% gegenüber 2019.


Verleihung der Wilhelm-Holczabek-Prämie

Außerdem vergab die Gesellschaft der Ärzte in Wien zum 4. Mal die Wilhelm-Holczabek-Prämie für die drei bestbesuchten Eigenveranstaltungen des Vorjahres verliehen. Diese Ehrung erging an die OrganisatorInnen folgender Veranstaltungen:

1. Platz
Univ.-Prof. Dr. Sylvia Knapp für die Veranstaltung „COVID-19 Update im Billrothhaus - Meet the Experts: Klinik und Therapie von COVID-19“ am 18. November 2020 mit 803 Teilnehmerinnen

2. Platz
Univ.-Prof. Dr. Johann Auer für die Veranstaltung „Koronare Herzkrankheit 2020 – Haben Ergometrie und Herzkatheter bei den chronischen Koronarsyndromen ausgedient?“ am 24. November 2020 mit 413 TeilnehmerInnen

3. Platz
Univ.-Prof. Dr. Bruno Niederle für die Veranstaltung „Der Schilddrüsenknoten als Zufallsbefund – Rationelle Diagnostik und Therapie – ein Update (Teil 1: Diagnostik)“ am 1. Dezember 2020 mit 363 TeilnehmerInnen


Festvortrag von Univ.-Prof. Dr. Josef Smolen

Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung durfte die Gesellschaft der Ärzte in Wien Univ.-Prof. Dr. Josef Smolen als Festredner begrüßen. Prof. Smolen fokussiert bereits seit Beginn seiner Laufbahn als Mediziner auf Autoimmunerkrankungen und rheumatische Erkrankungen und hat dazu über 500 wissenschaftliche Publikationen verfasst. Im Rahmen des diesjährigen Festvortrags sprach er über therapeutische Paradigmenwechsel am Beispiel der Rheumatologie.

Prof. Josef Smolen begann seinen Festvortrag mit einem historischen Überblick über die Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie. Er begann bei der Wiener Moderne um 1900, als nicht nur Kunst, Literatur und Architektur in der Hauptstadt der Habsburgermonarchie eine Blütezeit erlebten, sondern auch die Geistes– und Naturwissenschaften, einschließlich der Medizin. Vor diesem Hintergrund entstand Anfang des 20. Jahrhunderts der Wiener Kreis, dem der österreichische Nationalökonom und Wissenschaftstheoretiker Otto Neurath und Rudolf Cernap, deutscher Philosoph und Vertreter des logischen Empirismus, angehörten. Neurath und Carnap gaben gemeinsam die Buchserie „International Encyclopedia of Unified Sciences“ heraus. In dieser Serie veröffentlichte Thomas S. Kuhn, amerikanischer Physiker und bedeutendster Wissenschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts, „The Structure of Scientific Revolutions“. In diesem Werk beschrieb er die Wissenschaft als eine Folge von Phasen der „Normalwissenschaften“ unterbrochen von wissenschaftlichen Revolutionen, die er als Paradigmenwechsel bezeichnete. Kuhn ging davon aus, dass es in jeder Generation einen Paradigmenwechsel gibt: Im Zuge neuer Erkenntnisse kommt es zu Abweichungen von einer vorherrschenden Theorie, zu einer Krise der Theorie und schließlich zur Revolution und damit dem Paradigmenwechsel.

Ausgehend von dieser Überlegung Thomas Kuhns erläutert Prof. Smolen wichtige Paradigmen am Beispiel der Rheumatoiden Arthritis (RA). In den 1980er Jahren wurde die RA als Prozess angesehen, der, beginnend mit einer Entzündung über Knorpel- und Knochendestruktion schließlich zur Invalidität führt. Vor dem Jahr 1990 war die RA auch eine potentiell tödliche Erkrankung mit einem zwar oft langsamen Krankheitsverlauf, jedoch einer 50%igen Mortalität. Diese hohe Mortalität war den damaligen therapeutischen Usancen sowie wenig effektiven Medikamenten geschuldet. Die damals geltende „Behandlungspyramide“ sah vor, nicht rasch zu therapieren, sondern zuzuwarten und zu beobachten.

Die moderne Herangehensweise basiert auf gezielter Intervention entsprechend neuen pathogenetischen Einsichten, der Definition möglicher Zielstrukturen, der Entwicklung punktgenauer Medikation, auf klinischen Studien und schließlich dem Nachweis der Wirksamkeit (oder Falsifizierung.

Die epochale Studie einer internationalen Forschergruppe, der Prof. Smolen angehörte, führte schließlich zur „Biologika-Revolution“. Mit einer einzigen Injektion des monoklonalen Antikörpers gegen Tumornekrosefaktor (TNF) α cA2 (heute Infliximab) konnte gezeigt werden, dass die Zahl der druckschmerzhaften, geschwollenen Gelenke und anderer Parameter der Entzündung dramatisch gesenkt wird. Eine weitere, nicht minder bedeutende Studie zeigte, dass sich unter einer Anti-TNF Therapie nicht nur die Symptome bessern, sondern dass auch die Destruktion zum Stillstand kommt, und zwar nicht nur bei den „Respondern“ sondern auch bei den „Non-Respondern“. Daraus resultierend wurde die Hypothese aufgestellt, dass für die Gelenkdestruktion mehr TNF notwendig ist als für die Induktion einer Entzündungsreaktion, was schlussendlich auch nachgewiesen werden konnte.

Diese Entwicklungen und Studien führten zu einer Demolierung der bis dahin geltenden Behandlungspyramide. Die Bedeutung der Früherkennung und der Frühtherapie rückten damit in den Vordergrund: Je rascher die RA diagnostiziert wird und je früher die Basistherapie einsetzt, desto eher kommt es zur Verhinderung eines schweren Krankheitsverlaufs. Heute stehen eine Reihe von Biologika zur Hemmung der TNF-Aktivität, der T-Zell-Kostimulation und der B-Zell-Aktivierung zur Verfügung. Januskinase-Inhibitoren als neueste Medikamente haben das therapeutische Spektrum noch erweitert.

Die Definition der Dauer bis zum Ansprechen auf die jeweilige Therapie ist eine der wesentlichen Fragen in der Rheumatologie. Prof. Smolen führt dazu aus, dass PatientInnen heute das Ziel der niedrigen Krankheitsaktivität oder der Remission bereits nach drei Monaten, und zwar als eine zumindest 50%ige Reduktion der zusammengesetzten Scores, erreichen können. Ist diese 50%ige Reduktion nach drei Monaten Behandlung nicht erreicht, wird mit dem jeweiligen Therapeutikum keine wesentliche Verbesserung mehr zu erreichen sein und eine neue Therapie gewählt werden müssen („Treat to Target“ Konzept).

Die Frage nach einem „Patientenprofil“, d.h. welche PatientInnen gut auf welche spezifische Therapie ansprechen werden, kann noch nicht vollständig beantwortet werden Bis dato gibt es zwar klinische Prädiktoren aber keine Biomarker, auch wenn die Suche danach weiter geht. Ebenso schwierig ist eine Vorhersage betreffend die Dauer einer spezifischenTherapie.

Prof. Smolen führt weiter aus, dass bei PatientInnen mit RA Autoantikörper oft zehn Jahre vor den klinischen Symptomen auftreten. Dies wiederum könnte von epidemiologischer Bedeutung für die Häufigkeit der RA sein. Es ergibt sich nämlich die Frage, wer in der gesunden Bevölkerung ein „Marker+ Gesunder“ ist und damit das Risiko, an einer RA zu erkranken, trägt.

Abschließend fasst Prof. Smolen die Neuerungen der letzten Jahrzehnte zusammen, die zu einer effektiveren Diagnosestellung, zur Entwicklung neuer und effektiver Messinstrumente geführt haben, und in der weiteren Folge zum Konzept oder neuen Paradigma der Früherkennung und Frühtherapie mit einem milderen Krankheitsverlauf bzw. eine Remission, und zur Eliminierung unwirksamer Therapien.